Heinz Egger
Ich bin im Churer Rheintal aufgewachsen und habe die Mittelschule in Chur besucht. Damals war Lesen Schularbeit. Die Ausbildung zum Sekundarlehrer für die Sprachfächer Deutsch, Französisch und Englisch, mit der Ergänzung Geschichte, Zeichnen und Musik, öffnete Türen zur Literatur in den gewählten Sprachen. Während des Berufslebens blieb das Lesen allerdings stark auf die Arbeit bezogen. Viele Sachbücher, vor allem im Zusammenhang mit Informatik oder Handarbeiten, begleiteten mich.
Als ich einmal bei einem Umzug meine Bücher in Kartons verstaute, erinnerte ich mich an einen Satz, den eine Bekannte in Anbetracht meines nicht gerade üppigen Buchbestandes sagte: «die typische Bibliothek eines Mittelschülers». Das stimmte so nicht ganz, aber sie ist klein geblieben, meine Bibliothek.
Nach Jahren als Lehrer wechselte ich in die Industrie und widmete mich ganz dem Schreiben, Redigieren und Korrigieren deutscher Texte als Autor von Hilfesystemen zu Software sowie in der Unternehmens- und Marketingkommunikation. In dieser Zeit begann ich auch, mehr Belletristik zu lesen und an Literaturveranstaltungen teilzunehmen, beispielsweise in Solothurn an den Literaturtagen.
Erst nachdem ich aus dem Berufsleben schied, begann die Liebe zu den Büchern. Einerseits begann ich selber Bücher zu binden, entdeckte das Künstlerbuch und legte eine kleine Sammlung davon an. Andererseits startete ich mit Michael Guggenheimer zusammen buchort.ch. Von den vielen Reisen zu Buchorten brachte ich regelmässig Bücher heim. Meine Bibliothek wächst pro Jahr um etwa 30 Bücher. Sie umfasst vor allem moderne Literatur auf Deutsch und Französisch. Weitere Werke beziehe ich aus der Bibliothek. Ein Lesetagebuch erschliesst mir, was ich alles schon genossen habe.
Inzwischen sind meine Büchergestelle voll, ein Bücherschrank schon fast. Und ich frage mich, was mit den «ausgelesenen» Büchern dereinst geschehen soll.
Michael Guggenheimer
Wenn sich Michael Guggenheimer an erste Bücher erinnert, die er in seiner Jugend in Tel Aviv gelesen hat, fällt ihm Yigal Mossinson ein. Seine Reihe hiess «Chassamba», was die hebräische Abkürzung ist für «Gesellschaft absoluten Geheimnisses». Mossinsons Jugendbücher waren hebräische Krimis, vielleicht vergleichbar mit Erich Kästners «Emil und die Detektive», nur dass Kästner wirklich besser schreiben konnte und Mossinsons Bücher von rechts nach links gelesen werden.
Nach Kindheitsjahren in Tel Aviv lebte Michael Guggenheimer einige Jahre in Amsterdam. Seine erste Erinnerung an niederländische Bücher? Anne Franks Tagebuch und Comics der Reihe «Illustrated Classics», mit denen er Hamlet, Robin Hood und Richard Löwenherz kennenlernte.
Erste Erinnerungen an deutschsprachige Bücher? Schillers «Wilhelm Tell» als obligatorische Schullektüre im schweizerischen Zug. Und Max Frischs Romane. Uwe Johnson war lange sein Lieblingsautor deutscher Sprache, Gesine Cresspahl seine Lieblingsfigur. Lange Zeit hat er israelische Romane in deutscher Übersetzung gelesen, heute liest er querbeet, niederländisch, hebräisch, deutsch. Regelmässig trifft er sich mit einer Holländerin, mit der er niederländische Romane liest.
Michael Guggenheimer war Leiter der Abteilung Kommunikation bei der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und später freiberuflich als Buchautor und Literaturvermittler tätig.
Auch auf Reisen kann er es nicht lassen: Sogar, wenn er im Ausland die Sprache nicht versteht, sucht er Buchhandlungen auf und schaut sich dort die Bücher an. Einige Jahre lang war er Berichterstatter der Jury «Schönste Schweizer Bücher». Heute ist er jeden letzten Donnerstag im Monat in der Mittelmeer-Buchhandlung «Mille et deux feuilles» in Zürich nachmittags als Bücherflüsterer und -verkäufer anzutreffen.